Kapitel 8


Das i wandert durch eine einsame Landschaft, in der es Berge und Täler gibt, aber keine Menschen. Sein Handy klingelt, doch das i achtet nicht darauf. Es ist kalt, der Wind pfeift, nur vereinzelt stehen Bäume, hinter denen das i Schutz suchen könnte. Ab und zu bleibt das i unter einem solchen Baum stehen, wo es sich ein wenig ausruht und vespert, denn es ist sehr hungrig und durstig. Zum Glück hat es einen großen Rucksack dabei, aus dem es immer wieder Brot herausholt und Wurst, Speck und Käse, auch Wein und Schnaps. Das i wird immer hungriger und durstiger, bald isst es nicht nur während es ausruht, sondern auch während des Laufens, ständig. Im Rucksack sind viele Sachen, das i stopft alles in sich hinein, Räucherschinken, fetten Aal, Schweizer Käse, Brezeln, Schokoriegel. In großen Schlucken trinkt es aus den mitgeschleppten Flaschen und Fläschchen Wein und Schnaps. Dazwischen raucht es eine Zigarette nach der anderen. Sein Mund kriegt nicht genug. Doch der Hunger lässt nicht nach. Wieder klingelt das Handy, auch dringt Gedudel aus dem Rucksack, das i hört es nicht. Endlich kommt das i an einen hohen Tafelberg, dort oben wird es noch mehr Essen geben, hofft das i zuversichtlich. Es steigt den Berg hinauf, auf einem Weg, der sich in großen Kreisen um den Berg herum nach oben windet. Der Wind ist kalt, das i isst und isst. Oben angekommen, erblickt es auf der Ebene eine riesige Tafel, auf der sich in der Eiseskälte die köstlichsten Speisen türmen: gebratene Gänse, Rebhühner mit knusprig gebratener Haut (in die das i hastig sofort und als erstes hineinbeißt), Speckklöße, eine Schlachtplatte mit Presswurst und heißer, geplatzter Blutwurst, aus der das Fett läuft, dazu kross gebratene Schweineohren, weiter riesige Pizzen auf Platten, von denen der Käse tropft, eiserne Töpfe, aus denen Suppendampf steigt, dann Nudeln, übergossen mit heißer, gebräunter Butter, daneben Kalbsragout, die Soße honiggelb, aus der sämig Blasen blubbern, auch Schüsseln mit Mousse au Chocolat, Platten mit Käsekuchen, Tiramisu, Schwarzwälder Kirschtorte und so weiter. Daneben eine ganze Batterie mit Schnäpsen in allen Farben, schöne Kristallkaraffen, gefüllt mit Riesling, Bordeaux und goldgelbem Muskateller. Das i frisst und frisst und schüttet alles in sich hinein. Dazwischen raucht es eine Zigarette nach der anderen. Doch es wird nicht satt. Es braucht mehr, mehr Essen, mehr Schnaps, mehr Luft. Das i reißt den Schlund weit auf, es schlingt und schlingt, es wird nicht satt, die Luft geht ihm aus. Das i beugt sich mit weitaufgerissenem Schlund über den Abgrund. Spränge ich dort hinab, denkt es, so bliese die Luft direkt in mich hinein, ich könnte vielleicht satt werden. Es springt, reißt den Schlund auf, die Luft bläst direkt hinein. Unten angekommen macht das i den Mund und die Augen zu. Wieder klingelt das Handy, wieder Gedudel aus dem Rucksack. Mit letzter Kraft öffnet das i die Augen, kramt die Sachen heraus. Das i-phone dudelt, es wird weggeworfen. Das andere Gerät klingelt weiter. Das i hebt es langsam, ganz langsam hoch, hält es dicht vor sein Gesicht und späht hinein, da sieht es den i-tod, der ihm schwarz und blank entgegenstarrt.

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